Wirtschaft in Hannover

Exquisites Essen auf Rädern

Als Hotelier und Gastwirt leiden Alexander Rüter, Chef des Central-Hotels Kaiserhof, und sein Team besonders unter der Corona-Politik. Doch anstatt zu Hause abzuwarten, hat Rüter einen lange gehegten Plan aus der Schublade geholt und umgesetzt: Einen Lieferservice für leckere, regionale Speisen.

Chance für Neues: Alexander Rüter (l.), Chef des Kaiserhofs, hat in der Corona-Krise einen Lieferservice etabliert.

Foto: Axel Herzig

Wenige Wirtschaftszweige sind weltweit wohl so hart von der Corona-­Krise getroffen worden wie Hotellerie und Gastronomie. „2019 war ein gutes Jahr“, erinnert sich Andreas Rüter, Geschäftsführer des Central-Hotels Kaiserhof in Hannover, „und 2020 sind wir als Branche dann mit Tempo 180 gegen die Wand gefahren“. Lockdowns und Beherbergungsverbote zwingen einen ganzen Geschäftszweig in die Knie. Doch trotz aller Herausforderungen kommt das Central-Hotel Kaiserhof vergleichsweise gut durch die Krise. Mit frischen Ideen und proaktivem Handeln.

Das Central-Hotel Kaiserhof ist eine Institution in Hannover. Seit 1889 beherbergt es Gäste am Ernst-August-Platz, in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Seit mehr als 50 Jahren befindet es sich im Besitz der Familie Rüter. Es ist Andreas Rüters Großvater, der das Gebäude im Jahr 1968 erwirbt und in wenigen Jahren das angeschlossene Restaurant Brunnenhof und das Wiener Café hochzieht, denn „Essen, Trinken und Schlafen wollen die Leute immer“.

Dieses Zitat behält lange Gültigkeit. Bis 2020. Schon im Februar ahnt Rüter, „dass da etwas auf uns zurollt“. Kontakte in Asien erzählen ihm von den Folgen, die die Verbreitung des Virus auf die Gesellschaft hat. Rüter tritt sofort auf die Kostenbremse, doch als in der Stornierungswelle im März auf einen Schlag Buchungen im Wert von rund 600.000 Euro wegbrechen, trifft das auch das Central-Hotel Kaiserhof hart.

Am 21. März schließen das Central-Hotel Kaiserhof und die angeschlossene Gastro­nomie. Aber anstatt den Kopf hängen zu lassen, stürzt sich Rüter in das nächste Projekt. Die Idee eines Catering-Lieferdienstes lag bereits in der Schublade, als der Lockdown kommt, nur vorbereitet ist noch nichts. Rüter schreibt die Texte, ein Programmierer setzt die Vorstellungen des Geschäftsführers technisch um, ein Fotograf sorgt für eine ansprechende Darstellung der Speisen. Es dauert keine vier Wochen, da startet der Online-Dienst. Am 14. April 2020.

Es war eine extrem schwere Zeit – wir leben schliesslich von der Begegnung.

Alexander Rüter,
Central-Hotel Kaiserhof

Mittlerweile beschäftigt das Central-Hotel Kaiserhof acht bis zehn Aushilfen im Catering-Zweig. Der Dienst erwirtschaftet jetzt etwa 10 bis 15 Prozent des Umsatzes vor der Krise. Und dass soll auch nach Wieder­eröffnung so bleiben. Doch der Nutzen des Projektes geht weit über das Finanzielle hinaus. Das Central-Hotel Kaiserhof bleibt den Kunden im Gedächtnis – und den Mitarbeitern hilft es, Hoffnung und Motivation nicht zu verlieren.

„Es war eine extrem schwere Zeit“, gesteht Rüter, „wir leben schließlich von der Begegnung“. Zwei bis drei Jahre, so schätzt er, werde es dauern, bis Hotel und Gastronomie wieder auf den alten Umsatz kommen werden. Die ganze Branche werde die Nachwirkungen der Krise noch lange nach deren Ende spüren, auch weil Investitionen verschoben und geplante Ausgaben eingespart wurden. Aber seine Zuversicht und seinen Antrieb hat Rüter auch in der Krise nie verloren.

[PAUL BERTEN]