Das wünscht sich der AGV-Vorstand vom neuen Regionspräsidenten
Ich wünsche mir, dass der neue Regionspräsident oder die neue Regionspräsidentin den Wirtschaftsstandort Region Hannover stärkt und ausbaut.
Etwa durch den Ausbau der Infrastruktur. Die Digitalisierung in der Region muss vorangetrieben werden, wir brauchen eine viel bessere Ausstattung mit Glasfaserkabeln und Mobilfunk. Wenn ich am Rande der Region mit meinem Smartphone schon nicht mehr telefonieren kann, dann ist das das Gegenteil von einem modernen, zukunftsgerichteten Standort. Auch der öffentliche Nahverkehr muss interessanter für die Bürger gestaltet werden, davon profitieren auch die Unternehmen. Der Weg zur Arbeit mit den Öffentlichen ist für unsere Mitarbeiter zurzeit umständlich, sie müssen zuerst S-Bahn fahren und dann noch gut eine Viertelstunde zu Fuß gehen. Da kommen viele lieber gleich mit dem Auto. Deshalb wünsche ich mir, dass die Unternehmen in der Region stärker eingebunden werden. Wir sind nah dran an den Menschen, machen uns selbst Gedanken und setzen viele Ideen schon in Eigenverantwortung um.
Ich wünsche mir, dass die neue Spitze im Regionspräsidentenamt den Blick für das Ganze hat und sich nicht in Provinzialität verliert.
Gerade diese Position bringt es mit sich, dass man auch immer über den Rand der Region hinausschaut auf andere Metropolen: Wo kann die Region Hannover noch besser werden? Unsere Alleinstellungsmerkmale müssen stärker herausgearbeitet und gepusht werden: Der Wissenschaftsstandort Hannover mit der Tradition des großen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, der Messestandort Hannover mit seinen Leuchttürmen Hannovermesse und IdeenExpo, die Verbundenheit mit einer fortschrittlichen Automobilindustrie und namhaften Unternehmen, die für sich in Anspruch nehmen können, allesamt Weltmarktführer zu sein – auch außerhalb der Industrie.
Gleichzeitig darf eines nicht vergessen werden: Hannover hat als Landeshauptstadt des drittgrößten Bundeslands eine Leitfunktion, die nicht an der Stadtgrenze aufhört. Das Image von Hannover färbt auf die Wahrnehmung von ganz Niedersachsen ab – sowohl positiv als auch negativ. Landeshauptstadt und Region müssen wieder den Anspruch erheben, an der Spitze zu stehen.
Ich wünsche mir vom künftigen Regionspräsidenten, dass er die Region fit für die Zukunft macht. Die Themen, die uns beschäftigen werden, sind: Digital, Klima und Demografie.
Die Region soll lebenswert sein und ein Vorbild für eine moderne Verwaltung. Alle drei Themen sollten in der Bildung den Schülern und Schülerinnen nahegebracht werden. Statt Termine im Amt zu machen, sollten die Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen mit digitaler Signatur von überall mit dem Rechner oder mobilen Geräten erledigen können. Photovoltaik sollte auf allen öffentlichen Gebäuden installiert werden und das kostenfreie Parken für Elektroautos erweitert.
Ich wünsche mir vom künftigen Regionspräsidenten, dass er oder sie sich stärker für die Kinder und Jugendlichen in unserer Region einsetzt.
Denn sie gehören definitiv zu den Verlierern in der Coronapandemie. Wir engagieren uns in der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Domiziel“ in Uetze, und daher wissen wir, dass das staatliche Engagement in diesem Bereich oft einfach nicht ausreicht. Die Jugendämter sind häufig unterbesetzt und überfordert, oftmals wissen sie gar nicht, was in den Familien los ist. Auch die Schulen können das nicht auffangen. Die Region muss daher Familien viel mehr Angebote machen, durch die sie Hilfe in Anspruch nehmen können.
[INTERVIEWS: ISABEL CHRISTIAN]
Das ist der Regionspräsident
Der dritte Verwaltungschef der Region wird am 12. September gewählt
Mit dem Regionspräsidenten hat sich die Region Hannover bei ihrer Gründung 2001 ein Amt geschaffen, das analog zu einem Bürgermeister zu sehen ist. Der Regionspräsident ist der oberste Repräsentant und der Chef der Verwaltung in der Region Hannover, zu der auch das Stadtgebiet Hannover gehört. Er bestimmt die Leitplanken der Regionspolitik und setzt die Beschlüsse der Regionsversammlung um, ist aber selbst auch Teil des Gremiums. Dort ist er jedoch nur einer von 85 Abgeordneten. Seine Stimme hat dasselbe Gewicht wie die der anderen Vertreter.
In seiner Politik muss sich der Regionspräsident an sieben strategischen Zielen orientieren, die die Versammlung 2010 verabschiedet hat. Darunter sind etwa: eine Vorbildregion für nachhaltiges Handeln und Klimaschutz zu sein, die Bildungschancen und die Bildungsgerechtigkeit für Männer und Frauen gleichermaßen zu erhöhen sowie die Beschäftigung und die Wertschöpfung zu sichern und auszubauen.
Gewählt wird der Regionspräsident in direkter Wahl durch die Bürgerinnen und Bürger der Region. Bei der Wahl gibt es in diesem Jahr ein Novum: Bisher wurden die Regionspräsidenten auf sieben Jahre gewählt, ab 2021 soll die Amtszeit nur noch fünf Jahre dauern. Die bisherigen Regionspräsidenten waren Michael Arndt (SPD, 2001 bis 2006) und Hauke Jagau (SPD, 2006 bis 2021).