Wer wird Regionspräsident?

Die Bau-Expertin: Christine Karasch

Foto: Florian Arp

Christine Karasch ist auf Tour durch die Region. An diesem Freitagnach­mittag hat sie ihren kupferfarbenen VW Cross-­Polo vor der Feuerwache in Lehrte geparkt. Der CDU-Stadtverband hat die Kandidatin der Christdemokraten für die Regionspräsidentschaft eingeladen, sich anzuschauen, wo in Lehrte politisch der Schuh drückt. Dabei geht es viel um Karaschs Lieblingsthema, das Bauen. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sie sich beruf­lich mit Hochbau, Tiefbau, Raumplanung und Bauordnung. „Das hat mich schon interessiert, als ich noch an der Universität in Marburg Jura studiert habe“, erzählt sie.

Von Hessen nach NRW

Während andere Karriere als Staatsanwalt machen wollten oder von der eigenen Kanzlei träumten, war Christine Karasch auf der Suche nach einer Nische. „Ich war Ende der Neunziger fertig mit meinem Refe­rendariat, und damals gab es mehr Juris­ten als Stellen.“ Als die gebürtige Kasse­lerin ihre erste feste Stelle in Wuppertal fand, war sie erst nicht so recht begeistert. „Aus den Weiten Nordhessens in das dichtbebaute NRW – das war erstmal nicht so einfach,“ erinnert sie sich. Nach ersten Erfah­rungen als juristische Referentin der dortigen CDU-Ratsfraktion wechselte sie ins Rechts­amt der Stadt Wuppertal mit der Zuständigkeit für das private und das öffent­liche Baurecht. Hier betreute sie unter anderem den Bau einer modernen Feuerwache – und kann mit diesem Wissen nun punkten.

Es entwickelt sich zwischen ihr und den Vertretern des Stadtverbands ein Gespräch über die Tücken der Entsorgung von Gefahrstoffen, die stets knappe Finanzierung und die knifflige Frage, wie man Umkleiden in der Wache gestalten muss. „Früher haben sich die Kameraden oft hinter ihren Fahrzeugen umgezogen. Das ist längst nicht mehr erlaubt, aber viele alte Wachen bieten gar keine richtigen Umkleidemöglichkeiten“, erklärt Karasch.

Mit Expertenwissen: Beim Besuch in Lehrte beeindruckt Christine Karasch mit ihren Kenntnissen zum Bau einer Feuerwache.

Foto: Team Karasch

Neue Heimat Hannover

Eigentlich sollte es in NRW nur ein kurzes Gastspiel sein, doch aus dem Plan, ein Jahr zu bleiben, wurden elf Jahre. In dieser Zeit war sie unter anderem Justiziarin bei der Stadt Wuppertal, Beigeordnete für Schule, Soziales und Ordnung in Lüding­hausen und technische Beigeordnete der Stadt Rheine. 2018 entdeckte sie in der Süddeutschen Zeitung eine Stellenanzeige der Region Hannover: Dezernent/in für Umwelt, Planung und Bauen gesucht. „Mein Mann arbeitete damals in Kassel. Die Aussicht auf ein Ende der Fernbeziehung und eine neue reizvolle Aufgabe haben mich schließlich dazu bewogen, meinen Hut in den Ring zu werfen.“

Karasch, die seit über 20 Jahren CDU-Mitglied ist, überzeugte im Bewerbungsgespräch, bekam die Stelle und zog mit ihrem Mann und den beiden mittlerweile erwachsenen Söhnen in die Nähe von Gehrden. Als Kandidatin für die Regionspräsidentschaft betont sie die Relevanz einer guten Infrastruktur. Vor allem die Mobilität und der Ausbau des digitalen Standorts Region Hannover müssten besser werden. „Damit die Region attraktiv für die Wirtschaft und die Bürger bleibt, müssen wir in die Digitalisierung investieren“, sagt Karasch. Zudem gelte es, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. „Ich bin kein Fan von monetären Wahlversprechen und Geldgeschenken“, sagt sie. „aber die Bürger haben einen Anspruch darauf, dass die Infrastruktur mit den modernen Anforderungen mithalten kann.“

[ISABEL CHRISTIAN]