Foto: Florian Arp
Das Arbeitgeberforum setzt wieder neue Maßstäbe. Gehörte das populäre Format im vergangenen Jahr zu den ersten Konferenzen, die komplett digital stattfanden, so präsentierte sich die eintägige, branchenübergreifende Fachkonferenz in diesem Jahr passend zu den aktuellen Corona-Bestimmungen und Bedürfnissen der Gäste als hybride Veranstaltung.
Und wieder ist da dieses Gefühl, Teil einer großen Fernseh-Show zu sein. Schon im vergangenen Jahr wurde das Arbeitgeberforum von zahlreichen Kameras begleitet – wegen der Corona-Pandemie fand es komplett digital im Livestream statt. Dieses Mal gibt es Kameras plus Publikum. Das bewährte Format des branchenübergreifenden Treffens im Schloss Herrenhausen trifft auf das erfolgreich erprobte Konzept des Streamings ins Internet. Eine Fusion, die sich sehen lassen kann. Rund 100 Gäste sind für das von NiedersachsenMetall und der Arbeitgebervereinigung Hannover (AGV) organisierte Arbeitgeberforum ins Schloss Herrenhausen gekommen, knapp 1.300 Besucher haben sich über den Tag verteilt immer wieder in das Programm eingeschaltet. Denn zu sehen und zu hören gab es viele spannende Persönlichkeiten und Vorträge.
Der wichtigste Rohstoff Deutschlands ist in den Köpfen der Menschen.
Dr. Volker Schmidt,
Hauptgeschäftsführer der
Arbeitgeberverbände Hannover
Etwa den Impulsvortrag des renommierten Zukunftsforschers Florian Kondert. Er spricht über die Veränderungen, denen sich Unternehmer in Zukunft werden stellen müssen. Etwa beim Thema Energiewende oder bei der Gewinnung von Fachkräften. „Die Ansprüche der jüngeren Generationen haben sich gewandelt“, sagt Kondert. Die Spitzenkräfte von Morgen interessierten sich weniger für materielle Zuwendungen als vielmehr für Gestaltungsmöglichkeiten. „Die fragen nicht nach 200 Euro mehr Gehalt, sondern danach, wie sie sich und ihre Fähigkeiten und Interessen im Unternehmen ausleben können“, sagt Kondert.
Arbeitgeberverbände stehen in der Mitte der Gesellschaft
Auch Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände und Gastgeber des Arbeitgeberforums, betont in seiner Begrüßungsansprache, wie wichtig die Förderung der Fachkräfte ist. „Der wichtigste Rohstoff, den wir hier in Deutschland haben, das ist der Rohstoff in den Köpfen.“ Es könne daher nicht länger hingenommen werden, dass Schüler wegen der Pandemie immer wieder in den Wechselunterricht geschickt würden oder gar komplett auf das Homeschooling umstellen müssten. „Wir verlieren auf diese Weise eine ganze Generation“, warnt Schmidt.
Die Arbeitgeberverbände agierten in der Mitte der Gesellschaft, deshalb müsse man sich auch in politischen Fragen positionieren, sagt Schmidt. Vor allem bei solchen, die die Wirtschaft unmittelbar beträfen, wie die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.
Aus diesem Grund standen bei diesem Arbeitgeberforum nicht nur Wissenschaftler und Experten aus der Praxis auf der Bühne. In einem halbstündigen Talk, moderiert von Martin Brüning, Chefredakteur Neue Medien des Politikjournals Rundblick, präsentierten sich die drei Kandidatinnen und Kandidaten für die Regionspräsidentenwahl den Gästen.
Politik und Praxis auf einer Bühne
„Wir haben in der Region Hannover alles, um erfolgreich zu sein“, sagt Steffen Krach, der bei der Wahl für die SPD antritt. Sein Ziel sei es, all die herausragenden Einrichtungen und Institutionen besser zusammenzubringen und dadurch die Region zu einem Vorbild in ganz Deutschland zu machen. Christine Karasch, Kandidatin der CDU, betont, dass unter anderem der ÖPNV gestärkt werden müsse. „Der Ausbau des Busverkehrs in der Region stagniert seit Jahren und den rund 170.000 Pendlern an den Rändern der Region stehen nur 7.000 Park-and-Ride-Parkplätze gegenüber.“ Frauke Patzke, die für Bündnis 90/Die Grünen antritt, hebt die Förderung des Radverkehrs hervor. Die Hälfte aller Strecken, die die Menschen in ihrem Alltag zurücklegten, sei kürzer als fünf Kilometer. „Das lässt sich prima mit dem Rad bewältigen, deshalb muss ein Fokus auf dem Ausbau des Radverkehrs liegen.“
Smarte Lösungen für den Alltag
In den Fachforen ging es auch um Visionen, aber vor allem um ihre praktische Umsetzung im Arbeitsalltag. Ob etwa die Integration von Robotern in der Fertigung, die Organisation von Künstlicher Intelligenz in der Logistik oder das Erhalten von digitalen Prozessen, die durch die Corona-Pandemie einen richtigen Schub bekommen haben: Die Referenten zeigten für viele Fragestellungen der betrieblichen Zukunft smarte Lösungen auf. Viel Zuspruch bekamen auch die Foren, in denen es um aktuelle rechtliche Fragen ging, etwa zur Insolvenz in Eigenverantwortung oder zu den aktuellen Rechtsprechungen im Hinblick auf Kurzarbeit.
„Insgesamt war dieses Arbeitgeberforum ein Bombenerfolg“, freut sich Dr. Schmidt. „Auch Arbeitgeberverbände leben vom Austausch, von der Kommunikation. Und deshalb freut es uns umso mehr, dass wir solche Veranstaltungen wieder anbieten können. Denn davon profitieren vor allem unsere Unternehmen, und um die geht es.“
[ISABEL CHRISTIAN]
Mediathek
Vorträge vieler Foren des Arbeitgeberforums 2021 finden Sie in der Projektmediathek: agfdigital.de/mediathek/