Zukunft der Arbeit

Zurück auf Los?
Arbeiten nach der Pandemie

Die Corona-Pandemie hat in wenigen Jahren das geschafft, wofür Experten Jahre veranschlagt haben: eine tiefgreifende Digitalisierung der Arbeitswelt. Doch was bleibt von dieser Dynamik übrig? Zwei Beispiele.

Die Pandemie hat das Verständnis von Arbeit tiefgreifend verändert. Home­office, Digitalisierung, Flexibilisierung – damit haben die allermeisten Unternehmen spätestens in den vergangenen eineinhalb Jahren ihre Erfahrungen gemacht. Aber was passiert nach der Pandemie? Arbeiten wir wieder wie vor Corona? Nein, sind sich Experten wie Stephan Theiß sicher. Der geschäftsführende Lotse beim Digitalisierungs-Dienstleister Digital Mindset sagt: „Wer morgen noch so arbeitet wie gestern, spielt übermorgen keine Rolle mehr“.

In der Fachsprache heißt das Konzept „New Work“. Und wie so viele wirtschaft­liche Trends ist auch dieser keineswegs in der Pandemie entstanden, sondern durch Corona nur beschleunigt worden. Wie das „neue Arbeiten“ genau aussehen wird, davon gibt es mehrere Vorstellungen. Aber sie alle umfassen dieselben Eckpfeiler. Und sie alle zeigen nicht nur unternehmerischen, sondern auch politischen Handlungsbedarf auf. Theiß hat dies in fünf Thesen zusammengefasst.

Wer morgen noch so arbeitet wie gestern, spielt übermorgen keine Rolle mehr.

Stephan Theiß, Digital Mindset

Eines der Unternehmen, das sich schon vor Corona mit New Work auseinandergesetzt hat, ist die MTU Maintenance, die in Langenhagen bei Hannover Flugzeugtrieb­werke wartet. Der Wandel in der Arbeits­kultur zeigt sich exemplarisch in einem neuen Bürogebäude, das im Dezember dieses Jahres bezogen werden soll. Zusammen mit dem Fraunhofer-Institut hatte man bei MTU festgestellt, dass es zwar ganz vielfältige Anforderungen an die Arbeit gebe, aber kaum räumliche Angebote, die dies ermöglichten.

Das Ergebnis ist eine architektonische Umsetzung des New-Work-Gedankens. Das Unternehmen hat vielfältige Möglichkeiten des Zusammenkommens geschaffen und ein Multispace-Konzept für die administrativen Bereiche entwickelt. Künftig gibt es eine Kombination von Räumen mit verschiedenen Zweckenund das Homeoffice ist dabei fest eingeplant. Die Abteilung wird zur Community ohne feste Einzelarbeitsplätze, auch nicht für Führungskräfte. Die Mitarbeiter wählen die Arbeitsumgebung, die sie jeweils brauchen.

[PAUL BERTEN]

5 Thesen zu New Work

1 Ins Büro geht man nicht mehr zum Arbeiten, sondern zum Zusammenarbeiten. Es braucht neue Präsenzregeln und Raumkonzepte.

2 Digitale Anwendungen (oder die Cloud) werden zum zweiten Arbeitsplatz. Dafür brauchen Unternehmen eine stabile, sichere und vielseitige digitale Infrastruktur.

3 Führung bedeutet in Zeiten von Homeoffice und Flexibilisierung weniger Management und Steuerung, als vielmehr Rahmen­gebung und Coaching. Es braucht eine neue Führungskultur.

4 Mitarbeiter müssen lernen, selbstbewusst mit der größeren Verantwortung umzugehen. Das ist ein Lernprozess.

5 Die Art, wie sich Teams formen, verändert sich. Es braucht neue Formen der Zusammenarbeit.