Zukunft der Arbeit

New Work ist ganz
viel Buzzword-Bingo

Spätestens seit der Corona-Pandemie reden alle von New Work. Doch was ist das eigentlich, dieses „Neue Arbeiten“? Und was kommt dabei auf Unternehmer zu? Für sie hat Julia Wohlfeld, Geschäftsführerin bei der Tina Voß GmbH, eine gute Nachricht.

▲ Expertin für New Work: Julia Wohlfeld befasst sich mit Arbeitsmodellen der Zukunft.

FRAU WOHLFELD, WIE HAT CORONA UNSEREN BLICK AUF DIE ARBEITSWELT VERÄNDERT?

Es gibt verschiedene Studien zu aktuellen HR-Trends, da ist New Work seit Jahren Thema. Eine der Erhebungen analysiert zum Beispiel jährlich, welche Probleme aus Sicht von Personalern am drängendsten sind. 2019 stand noch das Recruiting von Fachkräften ganz oben. 2020 belegte New Work erstmalig den Spitzenplatz. Das hat unter anderem Corona bewirkt. Mit den gut sichtbaren Veränderungen Digitalisierung und Homeoffice ist das Thema „Wie wollen wir zukünftig arbeiten“ ganz oben auf die Agenda gerückt und die Unternehmen müssen sich damit befassen. Das Thema macht es vor allem dem Mittelstand schwer, weil bei diesem schwammigen Begriff „New Work“ ganz oft nicht klar ist, was sich dahinter verbirgt.

SCHWAMMIG TRIFFT ES GUT, WAS IST „NEW WORK“ DENN EIGENTLICH GENAU?

Das ist eine sehr gute Frage, denn eine eindeutige Antwort gibt es darauf nicht. Da sind sich auch die sogenannten Experten uneins. Aus meiner Sicht ist „New Work“ ganz viel Buzzword-Bingo. Da fallen solche Begriffe wie Agilität, Transformation, Holokratie. Und das macht vielen Unternehmern Bauchschmerzen. Sie wissen, da ist irgendwas, und dazu müssen wir uns verhalten. Aber die Unternehmer können aus meiner Sicht aufatmen: Bei „New Work“ muss man nicht alles verstehen und vor allem nicht umsetzen. „New Work“ kann total viel Spaß machen, wenn man Lust darauf hat. Aber man muss nicht alles, was gerade „IN“ ist, auch machen. Wichtig ist, dass die Veränderung zu der DNA des eigenen Unternehmens passt.

WAS IST DENN ZUM BEISPIEL EIN „NEW WORK“-TRENDTHEMA, DAS AUS IHRER SICHT MIT VORSICHT ZU GENIESSEN IST?

Zum Beispiel das Abschaffen von Führungskräften. Das kann man sicher in bestimmten Strukturen erfolgreich umsetzen. Aber meiner Einschätzung nach erfordert die Selbstorganisation ohne Führungskräfte wenig Heterogenität unter den Mitarbeitenden und vor allem fundierte Persönlichkeitsentwicklung. Ohne diese ist die Umsetzung für mich nicht zielführend. Ich bin sogar der Überzeugung, dass wir heutzutage gute Führungskräfte mehr denn je brauchen.

WARUM DAS?

Mitarbeiter – egal wie alt – wollen wertgeschätzt und wahrgenommen werden. Um also sicherzustellen, dass es den Mitarbeitern gut geht, braucht es Führung. Aber nicht im klassischen Sinne der hierarchischen Führung. Eine gute Führungskraft ist heute jemand, die den einzelnen Mitarbeiter und seine Bedürfnisse wahrnimmt und sich für ihn interessiert. Das heißt: sich Zeit nimmt, ihm oder ihr zuhört und darauf im Idealfall Taten folgen lässt. Das Zuhören ist für viele dabei oft das Schwerste. Denn viele Führungskräfte sind es gewohnt, dass eher sie sprechen.

UND AUCH ZEIT FÜR AUSFÜHRLICHE MITARBEITERGESPRÄCHE HABEN VIELE FÜHRUNGSKRÄFTE SELTEN.

Ja, leider. Das liegt auch daran, dass sie sich die Zeit in der klassischen Führungskultur bisher nicht nehmen mussten oder strukturell einfach zu viele andere Aufgaben haben, die solche Gespräche zeitlich gar nicht erst zulassen. Aber spätestens in fünf bis zehn Jahren, wenn große Teile der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gegangen sind, dann wird sich etwas ändern müssen. Vor allem die jüngeren Leute haben ein Bedürfnis nach Feedback, wollen sich wohlfühlen. Und das geht leider eben nicht nebenbei. Menschen verlassen Menschen und gehen selten wegen des Jobs.

[INTERVIEW: ISABEL CHRISTIAN]

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die mit der Pandemie verbun­denen Herausforderungen angenommen ...

... und managen die Situation seit Beginn mit Bravour – sowohl in der Produktion als auch im Homeoffice. Für viele von ihnen war das mobile Arbeiten eine neue Erfahrung. Erst mit der Zeit haben wir gelernt, welche Tätigkeiten im Homeoffice gut funktionieren und welche eher nicht so gut. Insgesamt ist die Akzeptanz zum mobilen Arbeiten gewachsen. Es wird gut angenommen.

Ralf Klemme, Director HR Germany & Europe bei Lenze

Helge Leinemann, geschäftsführender Gesellschafter, exposive medien gruppe GmbH

„New Work“ ist für uns in vielen Teilen die „Normal Work“ der letzten Jahre.

Wir als starkes Unternehmen in der Veranstaltungstechnik sind selbst schon lange immer und überall online am Arbeiten. In der Pandemie ist es nur mehr und mehr dazu gekommen, dass unsere Kundinnen und Kunden auf diese Erfahrung im Umgang mit der Technik zurückgreifen. Messen und Events sind und bleiben „digitaler“ und das ist für alle eine neue Chance, Kundinnen und Kunden zu erreichen.