1901 gegründet, ist die heutige Niedersächsische Wach- und Schliessgesellschaft Eggeling & Schorling KG (NWSG)/VSU Vereinigte Sicherheitsunternehmen GmbH Europas erste private Sicherheitsfirma. In diesem Jahr feiert das Unternehmen mit Stammsitz in Hannover sein 120-jähriges Jubiläum.
Jahrhundertelang patrouillierten in Europas Städten Nachtwächter durch die Straßen, ausgerüstet mit Laterne und Hellebarde, um nachts für die Sicherheit zu sorgen. Doch mit der Industrialisierung im beginnenden 20. Jahrhundert wuchsen die Städte und mit ihnen der Bedarf der Eigentümer, Fabriken und Häuser umfassend zu schützen. Ausgerechnet in dieser Epoche des Umbruchs schafften die Kommunen in Deutschland das Nachtwächtertum ab und übertrugen die wesentlichen Sicherheitsaufgaben Polizei und Feuerwehr. Dass diese das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nur unzureichend und längst nicht so effizient wie ein wirtschaftlich geführtes Unternehmen befriedigen konnten, lag auf der Hand.
In dieser Zeit unternahm der Hannoveraner Lachmann N. Jacob eine Reise in die USA. Sein Weg führte ihn auch nach New York, zur berühmten Sicherheitsfirma Brink’s und Pinkerton. Die Idee, einen privaten Sicherheitsdienst anzubieten, der flexibler und effektiver Liegenschaften und Einrichtungen schützen konnte als der Staat, begeisterte Jacob. Zurück in Hannover gründete er mit seinem Geschäftspartner Fritz Salomon am 15. Juli 1901 das Hannoversche Wach- und Schließinstitut Jacob & Co. – das erste private Sicherheitsunternehmen Europas.
Heute heißt das Unternehmen, das mit einem Büro im ersten Stock der Grupenstraße 25 angefangen hatte, Niedersächsische Wach- und Schliessgesellschaft Eggeling & Schorling KG (NWSG)/VSU, umfasst über 40 Tochtergesellschaften im ganzen Bundesgebiet sowie den Niederlanden, beschäftigt rund 6200 Mitarbeiter und erwirtschaftet aktuell rund 275 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Seinen Hauptsitz hat die Unternehmensgruppe noch immer in Hannover, mittlerweile aber in einem modernen Gebäudekomplex in Vahrenwald. Zum Leistungsspektrum gehören sämtliche Sicherheits- und Serviceverbundtätigkeiten sowie die Installation von Gefahrenmeldetechnik inklusive vertiefter Bedarfsanalyse in allen vorgenannten Bereichen.
Der heutige Komplementär, Andreas Segler, leitet die Unternehmensgruppe in vierter Generation. Ein sportlicher Mann mittleren Alters mit wachem Blick und offenem Lächeln. Stolz führt er durch das Gebäude, an der mit innovativster Technologie ausgestatteten Sicherheitszentrale vorbei, mit einem Abstecher im speziell gesicherten Raum für verwahrte Schließmittel von Auftraggebern. Jeden, dem er begegnet, grüßt er freundlich oder wechselt mit ihm oder ihr ein paar Worte. „Ich gehe nach zeitlicher Möglichkeit jeden Tag in jedem Büro vorbei und spreche mit den Mitarbeitern“, sagt Segler. „Dadurch habe ich ein ganz anderes Verhältnis zu ihnen und auch viel tiefere Einblicke in alle Aufgabengebiete und deren Herausforderungen. Fragestellungen werden unmittelbar gelöst. Ein klarer Vorteil für unsere Auftraggeber.“
Die Fluktuation ist äußerst gering in dem Unternehmen, viele Angestellte arbeiten hier seit Jahrzehnten. Und geben die Erfahrungen weiter. „Von einigen Mitarbeitern haben schon die Eltern oder auch die Großeltern bei der Niedersächsischen/VSU gearbeitet“, sagt Segler. Entsprechend hoch ist die Identifikation mit der Firma und das fachliche Wissen. Spitzenreiter ist eine Familie, die wie Segler, auch in vierter Generation bei der Niedersächsischen/VSU beschäftigt ist.
ÜBERNAHME WAR OPTION, KEIN MUSS
Zur Unternehmensphilosophie gehört zudem, Führungskräfte bei entsprechender Eignung aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Auch Segler ist als junger Mann in den Betrieb gekommen. „Schon während des Studiums der Rechtswissenschaften habe ich in der Unternehmensgruppe gearbeitet. Natürlich auch im Schicht- und Nachtdienst.“ Dass er das Unternehmen eines Tages übernimmt, war eine Option, kein Muss. „Mit 15 Jahren wollte ich noch Arzt werden“, erinnert sich Segler. „Aber mit 17 Jahren interessierte ich mich hauptsächlich für Wirtschaft und den juristischen Bereich. Und realisierte, dass es in der Branche einmalig wäre, wenn die Firma als Familienunternehmen weitergeführt würde.“ 2000 stieg er nach Abschluss des Studiums ganz ins Unternehmen ein, dreieinhalb Jahre leitete er an der Seite seines Vaters Hans-Jochen Segler die Niedersächsische/VSU, seit 2004 ist Segler Komplementär und geschäftsführender Gesellschafter.
Die außerordentliche Erfahrung, das breite Aufgabenfeld und das klare Ziel mit maßgeschneiderten Lösungen einen messbaren Mehrwert für den Auftraggeber zu generieren, sind für den Geschäftserfolg der Niedersächsischen/VSU ein wesentlicher Faktor. Denn der Markt ist groß geworden, rund 7000 private Sicherheitsfirmen bieten allein in Deutschland ihre Dienste an. Doch nicht alle sorgen tatsächlich für mehr Sicherheit. Es gibt kleine und große, weiße und schwarze Schafe, Newcomer oder sich im Markt abhebende Traditionsunternehmen wie die Niedersächsische/VSU. „Um ein Sicherheitsunternehmen zu gründen, braucht man nur eine Gewerbeerlaubnis. Und die ist letztlich leicht zu bekommen“, sagt Segler.
Durch die Masse an Anbietern gibt es naturgemäß einen erheblichen Verdrängungswettbewerb. Immer wieder geben Firmen auf die sich bei der Preisfindung verkalkuliert haben und übergeben ihren Kundenstamm an Mitbewerber wie die Niedersächsische/VSU.
Die außerordentliche Erfahrung, das breite Aufgabenfeld und das klare Ziel mit maßgeschneiderten Lösungen einen messbaren Mehrwert für den Auftraggeber zu generieren, sind für den Geschäftserfolg der Niedersächsischen/VSU ein wesentlicher Faktor. Denn der Markt ist groß geworden, rund 7000 private Sicherheitsfirmen bieten allein in Deutschland ihre Dienste an. Doch nicht alle sorgen tatsächlich für mehr Sicherheit. Es gibt kleine und große, weiße und schwarze Schafe, Newcomer oder sich im Markt abhebende Traditionsunternehmen wie die Niedersächsische/VSU. „Um ein Sicherheitsunternehmen zu gründen, braucht man nur eine Gewerbeerlaubnis. Und die ist letztlich leicht zu bekommen“, sagt Segler.
Durch die Masse an Anbietern gibt es naturgemäß einen erheblichen Verdrängungswettbewerb. Immer wieder geben Firmen auf die sich bei der Preisfindung verkalkuliert haben und übergeben ihren Kundenstamm an Mitbewerber wie die Niedersächsische/VSU.
SICHERHEIT IN DER BRANCHE EIN DEHNBARER BEGRIFF
„In solchen Situationen fällt immer mal wieder auf, dass Sicherheit in unserer Branche für so manchen Anbieter ein dehnbarer Begriff ist“, sagt Segler. Seine Mitarbeiter bekamen etwa schon Schuhkartons überreicht, in denen die – nicht immer vollzähligen – Schlüssel der Kunden gesammelt aufbewahrt wurden – inklusive Klebezettel, welcher Schlüssel zu welchem Kundenstandort oder welcher Adresse gehörte. Bei der Niedersächsischen/VSU gibt es so etwas nicht. Schon vor Jahren investierte die Firma in ein elektronisches Schlüsselmanagementsystem, eine hochmoderne Anlage, in der die Schlüssel anonymisiert gesichert verwahrt werden. „Der benötigte Schlüssel kann nur von der nach höchsten Standards zertifizierten Leitstelle und zusätzlicher Legitimierung für einen kurzen Zeitraum zugänglich gemacht werden“, erklärt Segler. „Das System erfasst automatisch, welcher Mitarbeiter wann welchen Schlüssel entnommen hat und generiert eine Warnmeldung, wenn der Schlüssel einmal nicht zeitgerecht zugeführt werden sollte.“
Doch der hohe Professionalisierungsgrad hat nicht nur Vorteile. Die Niedersächsische/VSU ist ein tarifgebundenes Unternehmen und muss sich oft gegen die Konkurrenz durch Firmen, die nur den Mindestlohn zahlen, behaupten. „Auf Ausschreibungen der öffentlichen Hand, sofern der niedrigste Preis das einzige Vergabekriterium darstellt, bewerben wir uns zum Beispiel nicht mehr“, sagt Segler. „Für die komplexen und anspruchsvollen Aufgaben müssen die Mitarbeiter unabdingbar entsprechend qualifiziert, intensiv geschult und tätigkeitsgerecht entlohnt werden.“ Und Segler ist stets darum bemüht, das Portfolio nach den Erfordernissen seiner Kunden weiterzuentwickeln: „Natürlich betreue ich Kunden auch selbst, das ist für mich selbstverständlich und mir wichtig“, sagt er. „Denn nur, wenn ich die Bedürfnisse der Kunden kenne, können wir optimale und wirtschaftlich interessante Lösungskonzepte anbieten.“
[ISABEL CHRISTIAN]